Feldenkrais und mein Leben

Mein Name ist Birgit Lang. Ich bin seit 1967 auf der Welt, habe in der Zwischenzeit geheiratet und zwei Kinder bekommen. Seit 1992 bin ich staatlich geprüfte Physiotherapeutin und seit Mai 2008 lizenzierte Feldenkrais-Lehrerin.

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Als ich von einer fünftägigen Fortbildung „Feldenkrais für Bobath-Therapeuten“ nach Hause kam (das war mein erster, intensiver Kontakt mit der Feldenkrais-Methode), dachte ich: Alle Menschen sind steif. Und ich bin auch steif. Aber ich weiß es wenigstens! Und meine Neugierde war geweckt.

Heute bin ich nach wie vor fasziniert von der tiefgreifenden Wirkung kleinster Bewegungen, von der Komplexität der Methode und vom Leben des Moshe Feldenkrais.

Die persönlichen Veränderungen, die ich seither zu verzeichnen habe, sind auf den ersten Blick als simpel zu betrachten, ich werte sie jedoch als großen Erfolg. Es gelingt mir besser, den Leuten im Gespräch in die Augen zu schauen. Ich kann genauer sagen, was ich möchte und, was wahrscheinlich viel wichtiger ist, was ich nicht möchte. Meine Geduld ist immer noch nicht besonders groß, mir selbst gegenüber sogar manchmal erschreckend klein, aber sie wächst und davon profitiert mein gesamtes Umfeld. Veränderungen dieser Art machen das Leben wirklich leichter, lebenswerter. Den Blick nach innen zu richten hilft, klarer und genauer in die Welt zu schauen. Meinen Mitmenschen gegenüber bin ich aufmerksamer geworden, ich kann ihnen besser zuhören.

Ich bin immer eine mittelmäßige Schülerin gewesen, jedenfalls hatte ich mittelmäßige Noten. Das Lernen fiel mir schwer, ich empfand es als anstrengend. Durch Feldenkrais darf ich die Erfahrung machen, dass Lernen Spaß macht.

Natürlich bin ich auch körperlich beweglicher geworden, habe weiße Flecken auf meiner Körperwahrnehmungskarte entdeckt. Mein Körper hat z.B. gelernt, dass durch das Sinken des unteren Brustkorbs in der Rückenlage die Anspannung in der Nackenmuskulatur sinkt, so dass der Kopf frei für Bewegung wird. Meine Angst vor dem Fallen habe ich mittlerweile ziemlich gut in den Griff bekommen, deshalb klappt auch schon mal ein kleiner Kopfstand. Und ich bin sicher, bald werden sich noch ganz andere Türen öffnen!

Die Feldenkrais-Methode nimmt zunehmend Einfluss auf meine Arbeit als Physiotherapeutin. Meine Einstellung zu den Patienten hat sich geändert, ich verlange weniger, beobachte und spüre genauer und warte länger. Und ich achte, bei dem was ich tue, mehr auf mich selbst. Diese Veränderungen bemerken sowohl Patienten als auch Kollegen: Ich bin mehr und mehr diejenige, „die es etwas anders macht“, oder auch „die Sanfte mit den langsamen Bewegungen“. Das fasse ich als Kompliment auf.

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Für mich ist es immer wieder eine Herausforderung, Menschen, die Feldenkrais noch nicht kennen, zu erklären, was für mich die Faszination der Methode ausmacht. „Es macht mir Spaß“ ist ihnen zu wenig, und wenn ich sage: “Durch Feldenkrais kann ich in Bauchlage die ganze Welt umarmen und in Rückenlage trägt mich die Welt auf Händen“, dann verstehen sie mich erst recht nicht. Aber genau das ist es.